Unsere gemeinsame Mission im jambit UX-Team? Die Nutzer*innen samt ihrer Bedürfnisse, Fähigkeiten und Vorlieben in den Mittelpunkt rücken. In diesem langjährigen Prozess hat sich das Thema Human-centered Design zu einer Herzensangelegenheit entwickelt.
In diesem Artikel möchte ich mit euch in die Welt des Human-centered Design eintauchen:
Human-centered Design – das steckt dahinter
Human-centered Design, kurz HCD, stellt bei der Entwicklung eines Produktes oder einer Serviceleistung den Menschen in Vordergrund.
Somit geht HCD einen Schritt weiter als User-centered Design. UCD fokussiert sich hauptsächlich auf die Endnutzer*innen. HCD hingegen versucht die gesamte Menschheit bei der Entwicklung Produktes oder einer Dienstleistung berücksichtigen.
Ziel dabei ist, dass das Endprodukt wirklich jede Person anspricht. Unabhängig von Herkunft, Beruf, Status, Handicap etc. soll es bei jedem das Gefühl erzeugen, dass das Produkt genau für sie designt wurde.
Im Deutschen findet man dieses Design-Framework auch unter den Synonymen "menschenzentriertes Design" oder "partizipativer Entwicklungsansatz".
Popularität erlangte dieser Ansatz dank Don Norman, dem Leiter des Design Lab der University of California, San Diego.
HCD folgt diesen vier Prinzipien
Human-centered Design versucht reale Probleme zu lösen und die menschliche Perspektive im gesamten Entwicklungsprozess einzubeziehen. Dabei bieten diese vier Prinzipien eine Orientierung:
Der Mensch im Fokus:
User*innen ist ein abstrakter Begriff. Wer steckt aber dahinter? Hier sollte man als Designer*innen tiefer eintauchen. Hinter jedem User / jeder Userin stecken individuelle Gedankengänge, Verhaltensweisen und Eigenschaften. Diese gilt es zu erkennen und zu verstehen. So nähert man sich während der Produktwicklung den tatsächlichen Problemen der Nutzer*innen und somit auch möglichen Lösungen.
Das richtige Problem lösen:
Um das richtige Problem zu lösen, muss man dieses vorher finden. Hierzu empfiehlt sich ausreichend Zeit in Feldforschung und User Research zu investieren.
Das große Ganze stets im Blick:
Als Designer*in oder Entwickler*in neigt man dazu, ein Produkt in einzelne Features zu zerlegen. Das macht zwar die Entwicklung einfacher. Jedoch sehen Menschen ein Produkt im Ganzen und bewerten es danach.
Mein Tipp: Habt immer das Zusammenspiel der Features zu einem Ganzen bei der Entwicklung im Blick!
Lernen durch iteratives Vorgehen:
Statt eine Ideallösung zu erzwingen, sollte man sich dieser Schritt für Schritt annähern. Prototyping, Testen und Refinement in kurzen Iterationsschleifen sowie deren ständige Wiederholung sind der Weg zu einem guten Endprodukt.
Diese vier Prinzipien aus der Theorie wurden nach Norm ISO 9241-210 zu folgenden Grundsätzen:
- Das Design basiert auf einem umfassenden Verständnis der Benutzer*innen, Arbeitsaufgaben und Arbeitsumgebung
- Nutzer*innen sollen während des gesamten Gestaltungsprozesses einbezogen werden
- Stetige Anpassung und Evaluierung von Gestaltungslösungen anhand des User Feedbacks
- Es handelt sich um einen iterativen Prozess
- Das Design schließt die gesamte User Experience ein
- Das Designteam ist multidisziplinär aufgestellt
Die fünf Phasen im Human-centered Design Prozess
Die Entwicklung bei HCD folgt einem zyklischen und iterativen Prozess in mehreren Phasen. Die Anzahl dieser kann nach Quelle und Autor*in variieren. Im Folgenden teile ich den Prozess in fünf Phasen auf. Diese bauen nicht nur auf einander auf, sondern greifen ineinander.
Phase 1 – Hol dir Inspiration
Ziel von Human-centered Design ist es, die richtige Lösung für ein Kernproblem von echten Menschen zu entwickeln. Daher ist es ganz klar, dass Inspiration – insbesondere in der ersten Phase – die Hauptrolle spielt. Wieso eigentlich? Bevor man eine Lösung kreiert, muss man zunächst den Nutzungskontext verstehen.
Den Nutzungskontext verstehen
Wie geht das? Hier ist sehr viel Empathie gefragt, denn man muss in die Welt der Nutzer*innen eintauchen. Sich mit der Nutzung des Produktes oder der Dienstleistung beschäftigen. Dies kann durch Beobachtungen, Studien oder Interviews geschehen.
Wichtig dabei ist es, offen und lernbegierig heranzugehen. So findet man nicht nur das Kernproblem, sondern auch den Lösungsansatz mit der größtmöglichen Wirkung.
Phase 2 – Lege den Rahmen fest
Genug Eindrücke, Daten und Information gesammelt? Nun ist es wichtig, den Fokus auf das konkrete Problem zurichten.
Das Problem sollte klar definiert sein. Die Bedürfnisse der Nutzer*innen sollten identifiziert sein. Dies kann auch zur Folge haben, dass das Problem neu formuliert werden muss.
Neben den Anforderungen an das Produkt oder die Dienstleistung sollten in dieser Phase auch Rahmenbedingungen feststehen. Dazu zählen beispielsweise Zeit- und Budgetanforderungen. So kann man in die dritte Phase starten und kreativ werden.
Phase 3 – Entwickle Ideen
Nun übersetzt man die gesammelten Daten zu Ideen. Dabei gilt es: Je mehr, desto besser! Dazu bietet sich ein Brainstorming im Team an. Hierbei sollte man möglichst offen ran gehen.
Mein Tipp: Habt keine Angst vor Ideen, die auf den ersten Blick unpraktikabel wirken. Out of the Box thinking kann euch schneller zum Ziel bringen.
Phase 4 – Jetzt geht's in die Gestaltung
Um die Ideen Nutzungskontext zu testen, eignen sich Prototypen. So erhält man detaillierte, kontextbezogene Einblicke, um dem Lösungsansatz einen Feinschliff zu verleihen.
Phase 5 – Testen, testen, testen
Die Tests des Prototyps helfen dabei im Design Prozess Vermutungen zum entwickelten Lösungsansatz zu prüfen. Bei HCD ist der iterative Prozess samt Test eine gute Möglichkeit, um sich schrittweise der Lösung anzunähern.
Darum sollten Unternehmen auf Human-centered Design setzen
Der Human-centered Design Ansatz stellt sicher, dass Lösungen nicht nur funktional sind. HCD bietet den User*innen eine nahtlose User Experience. Dies steigert:
- die Akzeptanz bei den Benutzer*innen
- die Kundenbindung an ein Unternehmen
- die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.
Studien zeigen, dass User Research und eine herausragende User Experience in mehreren Punkten für Unternehmen auszahlt:
- Die Entwicklungszeit von Produkten oder Dienstleistungen kann um bis zu 50 % gesenkt werden.
- Weiterhin kann die Absprungrate drastisch reduziert werden.
- Sales sowie die Qualität von Produkt oder Dienstleistung können so hingegen steigen.
Weiterhin können für Unternehmen bei einer schlechten UX sogar erheblich Wettbewerbsnachteile entstehen, die gar geschäftsschädigend sein können.
HCD – Best-Practice-Beispiele
Hier gibt es einige Produkte, die nennenswert sind. Vor allem bei Apps wie Uber kann man von Best Practice sprechen. Diese orientiert sich am Bedürfnis der Kunden.
Simpel im Aufbau und ohne viel Schnickschnack: Der Kunde kann mit ein paar Klicks sein Wunschziel auswählen. Und wird von seinem aktuellen Standort abgeholt.
Auch bei jambit setzen wir in Kundenprojekten auf HCD und haben durchaus Cases, die zur Best Practice gehören. Dazu gehört beispielsweise Die Smart-Home-App für ein Caravaning-Angebot der Daimler AG:
Bei der Entwicklung haben wir die App von "echten" Nutzer*innen testen lassen. Somit war die Lösung deren Probleme immer im Fokus unserer Arbeit. Heraus kam eine App mit intuitiver Bedienung, einem modernen Design und ohne unnötige Komplexität bei der Bedienung:
- wichtige Funktionen rund um das Wohnmobil bequem von einem Smartphone aus zu steuern
- mit einem einfachen Klick lassen sich die Füllstände von Wasser, Batterie und Gas überprüfen
- das Dashboard ist individuell konfigurierbar: Die Nutzer*innen entscheiden, welche Werte in welcher Reihenfolge und Größe angezeigt werden
- reguläre Abläufe wie der Nachtmodus mit Tönen im Auto auf lautlos und minimalen Lichtern sind automatisiert
- gravierende Fehler bei der Benutzung des Campers wurden minimiert
- Schriftgrößen sind variabel und für sehschwache Nutzer*innen anpassbar